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 Die Burgenländischen Kroaten

Vor rund 500 Jahren wurden im Gebiet des damaligen Westungarn, des heutigen Burgenlandes und Teilen Niederösterreichs (Marchfeld) sowie den angrenzenden Gebieten im österreichisch-ungarischen Grenzraum bis ins heutige Südmähren kroatische Bauern bzw. Bauernfamilien angesiedelt. Sie sollten in den von Grenzkriegen und Krankheiten verwüsteten und entvölkerten Regionen nord- und südöstlich der kaiserlichen Reichshauptstadt Wien wieder eine funktionierende ländliche Infrastruktur aufbauen.

 

Heute leben in der Region etwa 60.000 Personen mit kroatischen Sprachkenntnissen, die Mehrzahl von ihnen im Burgenland (ca. 35.000) und in Wien (ca. 15.000). Damit sind die Burgenländischen Kroaten die zahlenmäßig größte anerkannte Volksgruppe in Österreich. Ein Teil der Volksgruppe lebt aber auch in einigen Gemeinden in Westungarn und der Slowakei, direkt an der Grenze zu Österreich. Sie kamen 1921 nicht mit dem neu entstandenen Burgenland zu Österreich. Die Mährischen Kroaten in Tschechien gelten als nördlichster Zweig der Volksgruppe. 

 

Trotz der Trennung durch Staatsgrenzen, lange Zeit auch durch den Eisernen Vorhang, sind viele Gemeinsamkeiten und Kontakte erhalten geblieben. Die Burgenländischen Kroaten diesseits und jenseits der Grenze sprechen dieselben kroatischen Dialekte und teilen ein gemeinsames kulturelles Erbe. Durch die Grenzöffnung 1989 und den EU-Beitritt der Slowakei, Tschechiens und Ungarns im Jahr 2004 ergaben sich für die Kroaten viele neue Chancen und Perspektiven für die Zusammenarbeit. Auch der EU-Beitritt Kroatiens 2013 gab dieser Entwicklung neuen Auftrieb und eröffnete neue Perspektiven. 

 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann der verstärkte Zuzug der Burgenländischen Kroaten nach Wien. Viele zogen aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen in die Hauptstadt, oder kamen der Ausbildung wegen nach Wien. Heute leben fast 15.000 Burgenländische Kroaten in Wien, viele davon sind Wochenpendler, und dazu kommen noch zahlreiche Tagespendler aus den kroatischen Orten des Burgenlandes. Die ersten kroatischen Zeugnisse in Wien sind freilich viel älter und gehen auf das Ende des 16. bzw. den Beginn des 17. Jahrhunderts zurück (Krowotendörfel am heutigen Spittelberg).

 

Ein großer Teil der Kroaten wollte die kroatische Sprache und Kultur auch in Wien weiter pflegen und so die Verbindungen zum Burgenland bzw.in ihre Heimatorte wahren. So schufen die Kroaten in Wien bereits ab den 1920-er Jahren eigene Strukturen, um die kulturelle, sprachliche und soziale Entwicklung zu fördern. Damit sollte ein Brückenschlag vom Dorf zur Stadt und die Urbanisierung von Traditionellem in Verbindung mit Neuem geschaffen und so zugleich die Integration in das urbane Umfeld ermöglicht werden. 

Das Kroatische Zentrum in Wien bietet seit 1994 als Dachorganisation umfassende sprachliche und kulturelle Angebote für alle Altersstufen und ist auch erste Anlaufstelle für die Mehrheitsbevölkerung in Fragen zu Minderheiten und Volksgruppen.

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